Die Wahl des richtigen Formfaktors ist eine der ersten Entscheidungen beim PC-Kauf. Tower oder Small Form Factor? Die Antwort hängt weniger von persönlichen Vorlieben ab als von Ihren tatsächlichen Anforderungen. Dieser Ratgeber hilft Ihnen, die richtige Wahl zu treffen.
Was bedeutet Tower und SFF?
Der Begriff Formfaktor beschreibt die Gehäusegröße und damit auch die Möglichkeiten im Inneren des Rechners. Ein Tower-PC ist das klassische Standgehäuse, das Sie vermutlich aus den 2000er Jahren kennen. Diese Gehäuse sind etwa 40 cm hoch und bieten viel Platz für Komponenten. Small Form Factor, kurz SFF, bezeichnet kompakte Gehäuse mit etwa der halben Größe. Sie passen problemlos auf den Schreibtisch oder in schmale Regale.
Beide Formfaktoren nutzen die gleichen Prozessoren, den gleichen Arbeitsspeicher und die gleichen Festplatten. Der Unterschied liegt in der Erweiterbarkeit und der Kühlung.

Vorteile des Tower-Formfaktors
Tower-PCs bieten maximale Flexibilität. Im großen Gehäuse finden vollwertige Grafikkarten Platz, die in kompakten Systemen nicht montiert werden können. Für CAD-Anwendungen, Videobearbeitung oder 3D-Rendering ist das ein entscheidender Vorteil. Eine NVIDIA Quadro oder AMD Radeon Pro mit ordentlicher Kühlung passt problemlos in einen Tower, während SFF-Gehäuse maximal Low-Profile-Karten aufnehmen. Auch mehrere Festplatten lassen sich problemlos einbauen, was bei großen Datenmengen relevant wird.
Die Kühlung profitiert ebenfalls vom größeren Gehäusevolumen. Mehr Luftzirkulation bedeutet niedrigere Temperaturen und potenziell höhere Taktfrequenzen. Tower-Systeme nutzen häufig Desktop-Prozessoren mit 65 Watt TDP oder mehr, die spürbar mehr Leistung bieten als ihre stromsparenden Pendants. Unter Dauerlast, etwa beim Rendern von Videos oder bei komplexen Berechnungen, macht sich dieser Unterschied bemerkbar.
Wer bereits absehen kann, dass in Zukunft aufgerüstet werden soll, ist mit einem Tower gut beraten. Zusätzliche PCIe-Karten, mehr RAM-Slots und Platz für weitere Laufwerke machen diese Systeme zukunftssicher. Ein Dell OptiPlex Tower bietet beispielsweise vier RAM-Slots statt zwei, was spätere Upgrades auf 64 GB oder mehr ermöglicht.
Vorteile des Small Form Factor
SFF-Systeme punkten dort, wo Platz knapp ist. Auf kleinen Schreibtischen, am Empfang oder an Kassenarbeitsplätzen macht das kompakte Format einen erheblichen Unterschied. Ein HP EliteDesk SFF misst etwa 10 x 30 x 34 cm und nimmt damit weniger als halb so viel Stellfläche ein wie ein vergleichbarer Tower. Viele SFF-Gehäuse lassen sich auch hinter Monitoren montieren, was den Schreibtisch vollständig frei hält.
Die kompakten Systeme arbeiten in der Regel leiser. Kleinere Lüfter und effizientere Komponenten sorgen für weniger Geräuschentwicklung. T-Prozessoren mit nur 35 Watt TDP sind Standard in SFF-Systemen und reichen für Büroaufgaben vollkommen aus. Ein Intel Core i5-8500T beispielsweise bietet sechs Kerne bei moderatem Stromverbrauch.
Der Stromverbrauch fällt ebenfalls geringer aus. Bei Dutzenden oder Hunderten von Arbeitsplätzen summiert sich das über die Jahre zu spürbaren Einsparungen. Ein SFF-System mit T-Prozessor verbraucht unter typischer Bürolast etwa 30 Watt weniger als ein Tower mit Desktop-CPU. Bei 250 Arbeitstagen pro Jahr und 8 Stunden Nutzung ergibt das etwa 60 kWh Ersparnis pro Gerät. Auch die Wärmeentwicklung im Büro reduziert sich entsprechend, was besonders im Sommer die Klimatisierung entlastet.
Für wen eignet sich ein Tower?
Tower-PCs sind die richtige Wahl für spezialisierte Aufgaben. Konstrukteure, die mit CAD-Software wie AutoCAD, SolidWorks oder CATIA arbeiten, benötigen dedizierte Grafikkarten mit zertifizierten Treibern. Videobearbeiter brauchen Platz für schnelle Festplatten und viel Arbeitsspeicher, idealerweise 32 GB oder mehr. Entwickler schätzen die Möglichkeit, verschiedene Testkonfigurationen aufzubauen und bei Bedarf Netzwerkkarten oder spezielle Hardware nachzurüsten.
Auch Arbeitsplätze mit hohem Datendurchsatz profitieren vom Tower-Format. Mehrere SSDs im RAID-Verbund oder eine Kombination aus schneller NVMe-SSD und großer Datenfestplatte lassen sich nur im Tower realisieren. Für Architekten, Fotografen oder Mediengestalter mit umfangreichen Projektdateien ist das relevant.
Wer den Büro-PC gelegentlich auch privat nutzen möchte, findet im Tower ebenfalls Vorteile. Eine nachgerüstete Grafikkarte verwandelt den Arbeitsrechner in eine Gaming-fähige Maschine. Bei SFF-Systemen ist das technisch nicht möglich.
Für wen eignet sich ein SFF-PC?
Die ehrliche Antwort: Für die große Mehrheit der Büroanwender. Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, E-Mail, Buchhaltungssoftware und Internetrecherche stellen keine hohen Anforderungen an die Hardware. Ein moderner SFF-PC mit Intel Core i5 der 8. Generation und 16 GB RAM bewältigt diese Aufgaben mühelos. Selbst anspruchsvollere Anwendungen wie ERP-Systeme, CRM-Software oder Warenwirtschaft laufen problemlos.
Besonders geeignet sind SFF-Systeme für Arbeitsplätze mit begrenztem Platz. Empfangstresen, Kassenarbeitsplätze, Arztpraxen oder Anwaltskanzleien profitieren vom kompakten Format. Auch in Schulungsräumen, wo viele Rechner auf engem Raum stehen, macht die geringere Größe einen Unterschied. Callcenter und Großraumbüros sparen mit SFF-Systemen wertvollen Platz pro Arbeitsplatz.
Für Unternehmen, die Wert auf einheitliche Optik legen, bieten SFF-Systeme ebenfalls Vorteile. Die kompakten Gehäuse wirken aufgeräumter als Tower, die unter oder neben dem Schreibtisch stehen. In repräsentativen Bereichen wie Beratungsräumen oder Empfangsbereichen ist das relevant.
Wenn Sie unsicher sind, welcher Formfaktor der richtige ist, finden Sie in unserer Kategorie gebrauchte Business PCs beide Varianten im direkten Vergleich.
Die noch kleinere Alternative

Wer maximale Platzersparnis sucht, sollte auch Mini PCs in Betracht ziehen. Diese Geräte sind kaum größer als ein Taschenbuch und verschwinden vollständig hinter dem Monitor. Für Standard-Büroaufgaben bieten sie ausreichend Leistung bei minimalem Platzbedarf. Einen Überblick finden Sie unter Mini PCs.
Ein ehrliches Fazit
Die Entscheidung zwischen Tower und SFF sollte von Ihren tatsächlichen Anforderungen abhängen, nicht von der Vorstellung, dass größer automatisch besser bedeutet. Etwa 80 Prozent aller Büroanwender brauchen keinen Tower-PC. Die Erweiterungsmöglichkeiten bleiben ungenutzt, das große Gehäuse nimmt unnötig Platz weg.
Investieren Sie das gesparte Geld lieber in mehr Arbeitsspeicher oder eine schnellere SSD. Diese Upgrades spüren Sie täglich, während leere PCIe-Slots keinen Mehrwert bieten.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich einen SFF-PC später aufrüsten?
Ja, aber eingeschränkt. RAM und SSD lassen sich problemlos wechseln. Vollwertige Grafikkarten passen jedoch nicht in SFF-Gehäuse. Für Low-Profile-Grafikkarten ist teilweise Platz, deren Leistung bleibt aber begrenzt.
Sind Tower-PCs lauter als SFF-Systeme?
Nicht zwangsläufig. Hochwertige Tower mit großen Lüftern können sehr leise arbeiten. Günstige SFF-Systeme mit kleinen Lüftern werden unter Last hingegen durchaus hörbar. Die Qualität der Kühlung ist entscheidender als der Formfaktor.
Welcher Formfaktor ist besser für Windows 11?
Beide Formfaktoren sind gleichwertig. Entscheidend für Windows 11 ist die Hardware im Inneren: Intel-Prozessoren ab der 8. Generation, TPM 2.0 und Secure Boot. Diese Anforderungen erfüllen sowohl Tower als auch SFF-Systeme.
Verbraucht ein Tower-PC mehr Strom?
In der Regel ja, weil Tower häufig leistungsstärkere Komponenten mit höherer TDP nutzen. Ein Tower mit Desktop-CPU (65W) verbraucht mehr als ein SFF-System mit T-Prozessor (35W). Bei gleicher Bestückung ist der Unterschied jedoch minimal.
